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Robert, der Dieb

Das erste Mal

Er musste es tun. Robert hatte noch 10 Sekunden, dann würde sich das Fenster für immer schließen. Also nahm er all seinen Mut zusammen, griff nach dem Paar Schuhen und steckte sie sich unter seinen Mantel zwischen die Arme. Für 5 Sekunden hielt er die Luft an und wartete. Aber nichts geschah, niemand schrie auf oder riss an ihm, so wie er es erwartet hatte. Also machte Robert sich daran den Plan zu vollenden und ging auf die Ausgangstüre zu. Der Schuhmacher verabschiedete sich von ihm mit einem freundlichen Gesicht und Robert versuchte einigermaßen ruhig zu bleiben und sich auch zu verabschieden. Da stand er auch schon vor dem Geschäft und blickte in das weit grinsende Gesicht seines Vaters. Robert grinste zurück. Robert musste zugeben, Stehlen hatte schon etwas an sich.

Er liebte es vom ersten Moment an. Stehlen war genau seins, das Adrenalin das durch seine Adern rauschte, als er die Schuhe nahm, das Pochen seines Herzens als er dem Besitzer in die Augen sah, der kalte Schweiß auf seiner Stirn, als ihm der Wind durch die Tür entgegen wehte und vor allem das breite Grinsen als er seinem Vater ins Gesicht blickte. So glücklich hatte er seinen Vater noch nie gesehen. Und Robert verstand es. Es war der Beginn einer starken Verbindung zwischen ihnen. Erst durch das Stehlen kam er seinem Vater nahe.

Robert ging auf das Tor, den Eingang zur Stadt zu und wurde schon 20 Meter davor von Wachen in silbernen Stahlrüstungen mit rotem Leder aufgehalten. “Kein Eintritt für Wegelagerer, die hier nur Scheiße machen wollen.” Robert war wütend, aber ließ es sich nicht ansehen. Er hatte sich seit Wochen nicht waschen können und sein ärmliches Gewand war vom Regen und Schlamm nur noch schlimmer anzusehen. “Werte Herren, ich bin kein Wegelagerer, habe nur einen langen Weg hinter mir.” Die andere Wache ließ ein herzloses Lachen erklingen und sagte: “Das ist uns doch scheiß egal. So wie du aussiehst musst du schon ein paar Goldmünzen springen lassen, wenn du hier rein willst.” Robert wollte schon zu seiner Waffe greifen, aber er besann sich zum Glück noch einmal, er wusste, dass er keine Chance haben würde, noch nicht. “Nun gut, hier nehmt euer Gold! Das ist zwar fast alles was ich noch habe, aber was tut man nicht, dass die werten Ritter ein schönes Leben haben.” Die Wachen nahmen sich das Gold und der, der zuvor gelacht hatte schnaubte: “Pass auf, Bürschchen, was du so sagst. Du willst doch noch deinen 12ten Geburtstag erleben.” Und damit wandten sie sich an den nächsten armen Schlucker, dem sie sein Gold abnehmen würden.

Robert ging weiter, er war etwas wütend, aber er wusste zugleich ganz genau, dass er in dieser Stadt genug mehr oder weniger herrenloses Geld finden würde. Mit einem breiten Grinsen betrat er die Stadt Wolfsburg.

Veröffentlicht von Michael

Ich liebe das Schreiben und Lesen und Sprechen.

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